Die Region hat ein unglaubliches Potenzial!

25 November 2022
„Ich bin neben meiner Tätigkeit in einem Ingenieurbüro vor allem ein Radfahrer.»

Etienne Leborgne beschäftigt sich seit über fünfundzwanzig Jahren mit Fahrrädern. Im September gehörte der 51-jährige Bretone zu den Experten, die vom Amt für Mobilität des Kantons Freiburg zu einem Ideenworkshop über die «Touristische Aufwertung des Greyerzerlandes durch das Fahrrad» eingeladen wurden. Er nutzte die Gelegenheit, um auf den Strassen des Kantons ein wenig Fahrradtourismus zu betreiben, und schildert uns seine Eindrücke.

Wie haben Sie nach Ihrem Wochenendausflug mit dem Fahrrad in Gruyère die Region und die Möglichkeiten für den Fahrradtourismus beurteilt?
Das Potenzial ist unglaublich! Man findet sich in einer Berglandschaft wieder, in der man bei jedem Blick sagt: „Wow, ist das schön!». Gleichzeitig gibt es international bekannte Orte wie Gruyères oder das Maison Cailler, und das alles in der Nähe von Städten wie Bern, Freiburg oder Lausanne. Es ist nicht nötig, eine Positionierung zu schaffen, da sie bereits existiert. Aber heute wird nichts für Fahrradtouristen getan. Es ist eine Zielgruppe, die man nicht kennt, deren Grundbedürfnisse man nicht kennt und die sich quälen muss, wenn sie trotzdem im Greyerzerland und im Kanton Freiburg unterwegs sein will.

Ein konkretes Beispiel?
Der Velotourist ist mit dem Fahrrad unterwegs und transportiert sein Gepäck in Satteltaschen, die er an seinem Gefährt befestigt. Ich hatte für mich selbst ein Fahrrad mitgenommen, weil ich mich gerne mit der Realität auseinandersetze. Ich bin neben meiner Tätigkeit in einem Ingenieurbüro vor allem ein Radfahrer. Ich dachte, ich könnte ein Fahrrad für meine Frau mieten, wir haben jedoch nichts gefunden, das unserer Praxis entspricht.

Fahrradvermieter sind jedoch vorhanden, vor allem in den Ferienorten…
Ja, und man konnte uns Mountainbikes mit oder ohne elektrische Unterstützung anbieten, aber keines passte für unsere Reisetaschen. Ausserdem war es unmöglich, die Fahrräder am Sonntag zurückzugeben, dem Tag, an dem wir abreisten. Und was ist, wenn du ein Fahrrad in Charmey mietest und es in Bulle zurückgeben möchtest? Lösungen könnten z. B. in Form von Partnerschaften zwischen Fahrradvermietern und Hotels angeboten werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die lokalen Akteure die Kunden des Fahrradtourismus kennen, sich ihres Potenzials bewusst sind und den Willen haben, sich zusammenzuschliessen, um geeignete Bedingungen für den Empfang von Gästen zu bieten.

Vielleicht ist es das, was Angst macht?
Dabei ist das gar nicht der Fall. Um Fahrradtouristen anzulocken, muss man ihnen keine luxuriösen Hotels mit Spa und Wellness bauen. Sie erwarten in erster Linie einen Raum, in dem sie ihr Fahrrad sicher aufbewahren können, einen Ort, an dem sie ihr Fahrrad nach einer Fahrt durch die Natur waschen können, einen Werkzeugsatz, um kleine Reparaturen durchführen zu können, einen Service, der es ermöglicht, die Kleidung des Tages zu waschen, Flexibilität bei den Essenszeiten etc. In Frankreich und anderen Ländern gibt es entsprechende Labels. Man muss nur die Kriterien übernehmen, ohne das Rad neu zu erfinden.

Nicht nur die Unterkünfte müssen sich anpassen…
Wie bei allen Touristen ist die Reise ein Gesamtpaket. Neben der Unterkunft erwartet der Fahrradtourist auch von anderen Anbietern passende Angebote. Wiederum nichts Luxuriöses, sondern Einrichtungen, in denen das Fahrrad sicher abgestellt werden kann, möglichst geschützt vor leichtem Regen, eine Gepäckaufbewahrung, in der das Gepäck während einer Besichtigung abgestellt werden kann, eine Möglichkeit, auch ausserhalb der Essenszeiten einen Snack zu finden… Ein Radfahrer, der sich um sein treues Ross sorgt, wird nicht auf einer Terrasse zum Aperitif oder Eis bleiben.

Gibt der Fahrradtourist gerne Geld aus?
In Frankreich gibt ein Fahrradtourist zwischen 60 und 80 Euro pro Tag aus, ohne Unterkunft. Für den Velotouristen ist das Fahrrad ein Transportmittel. Er liebt es, sein Fahrrad abzustellen, um einen lokalen Handwerker zu treffen, bei der Käseherstellung zuzusehen oder den Weinkeller eines Winzers zu besichtigen. Die Handwerker müssen sich darüber im Klaren sein, dass der Radfahrer nicht mit einem Karton, sondern nur mit einer Flasche nach Hause fährt.

Was würden Sie tun, um eine Dynamik für Fahrradtouristen zu schaffen?
Ein Bindemittel schaffen, kommunizieren, informieren… Das kann durch Fahrradtouren mit den Entscheidungsträgern geschehen, um sie zu sensibilisieren. Das machen wir mit meinem Ingenieurbüro, wenn wir von einer Region mit der Koordination beauftragt werden. Was FRide rund um das Mountainbike begonnen hat, aber auf den Velotourismus ausgeweitet.

Wie sieht es mit Routen aus?
Auch hier haben die Akteure oft Angst, hohe Summen investieren zu müssen. Dabei fahren Fahrradtouristen gerne auf kleinen Landstrassen, sofern man sie ein wenig führt und ihnen interessante Punkte auf möglichst ringförmigen Routen anbietet. Man spricht hier hauptsächlich von Markierungen.

Wie waren Ihre Erfahrungen im Gelände?
An unserem Wochenende sind wir zuerst den von SchweizMobil vorgeschlagenen Strecken gefolgt und haben uns dann mit unserem GPS auf andere Strecken gewagt. Die Routen sind vorhanden. Man muss nichts bauen, sondern nur ein Netzwerk von überzeugten Akteuren schaffen und die Angebote koordinieren, um den Kanton Freiburg zu einer bikefreundlichen Region zu machen. Diese Entwicklung würde diejenige des Mountainbikes gut ergänzen, da abgesehen von den Routen die Erwartungen dieser Radfahrerpopulationen dieselben sind.

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