Pierre Alain Morard, Foto Alain Wicht
Den Kanton Freiburg in die Top 5 der To-Do-Liste von Mountainbikern aufnehmen. Dieses Ziel will der Freiburger Tourismusverband (FTV) bis 2025 erreichen. Um dies durchzusetzen, hat er im vergangenen Jahr Bike-In FR25 ins Leben gerufen. Die Erklärungen seines Direktors Pierre-Alain Morard:
Bike-In FR25 ist die Umsetzung einer lang gehegten Idee, nicht wahr?
Ja, die Entwicklung des Mountainbikesports ist seit langem ein Anliegen des FTV und einiger unserer Destinationen. Viele Jahre lang haben wir nach Möglichkeiten gesucht, ein Netzwerk zu formalisieren. Das Gute an Corona war, dass es den Bedarf in diesem Bereich aufzeigte und ein Konjunkturprogramm erforderte, für welches der Kanton einen Betrag einbezog, der dem Aufbau dieses Netzwerks gewidmet wurde.
In der Erfassungsphase der Routen wurden über 4500 km Wanderwege inventarisiert. Wie geht es nun weiter?
Die Bestandsaufnahme war der erste Schritt. Jetzt müssen wir die Wege offiziell machen. Aber nicht alle. Die Idee dieses Projekts und der Koordination auf kantonaler Ebene ist es, das Netz zu strukturieren und die Energie der Mountainbike-Akteure zu bündeln. Durch die Verbesserung der Infrastruktur und ihre offizielle Anerkennung wird es möglich sein, einen grossen Teil der wilden Pfade, die in den letzten Jahren überall entstanden sind, der Natur zurückzugeben.
Dieses Projekt wird vom Tourismus getragen, aber die Freiburger werden die Hauptnutzer des Netzes bleiben?
Das stimmt, und das freut uns. Diese Feststellung gilt auch für die 1800 km Wanderwege, für die wir seit 2005 die Verantwortung tragen. Bei beiden werden die schönsten Routen in den Angeboten für den auswärtigen Tourismus angeboten.
Das neue Mobilitätsgesetz wird Anfang 2023 in Kraft treten. Eröffnet das neue Gesetz positive Perspektiven für das Fahrrad?
Ein Teil dieses Gesetzes legt bestimmte Grundsätze für den Langsamverkehr fest, wobei die Mandate des FTV für das Netz der offiziellen Freizeitrouten wie Wanderwege, Schneeschuhwanderungen oder Mountainbiking bestätigt werden. Dieses Gesetz verleiht uns zusätzliches Gewicht bei den öffentlichen Planungen. Wir werden auf das Know-how des Amts für Mobilität zählen können, das in den mit diesen Verfahren verbundenen administrativen Schritten erfahren ist.
Die Legalisierung von Mountainbike-Trails oder -Routen ist nach wie vor kompliziert. Wird sich das ändern?
BikeIn-FR25 zielt darauf ab, das Angebot zu globalisieren und die Akteure miteinander ins Gespräch zu bringen. Es löst weder die lokalen Probleme noch die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Umwelt und der Raumplanung. Wir hoffen, dass der Wunsch, einen grossen Teil der «wild» angelegten Wege der Natur zurückzugeben, berücksichtigt wird und einige Schritte erleichtern kann.
Aus touristischer Sicht ist der Kanton Freiburg bei der Entwicklung des Mountainbikens sehr rückständig, insbesondere im Vergleich zu Graubünden oder dem Wallis. Gibt es Möglichkeiten, von deren Erfahrungen zu profitieren?
Unser Rückstand erklärt sich zum Teil durch das Gewicht des Tourismus in unseren verschiedenen Kantonen. Im Wallis gibt es übrigens nur bestimmte Orte, an denen sich das Mountainbiken entfalten konnte. Dennoch können wir von den gesammelten Erfahrungen profitieren.
Das gewählte Modell, nämlich einen externen Beauftragten mit der Entwicklung des Netzes zu betrauen, ist mit dem in Graubünden identisch…
Wir gingen sogar noch weiter. Wir haben das Mandat an Fabien Clément und Frédéric Perritaz unter der Obhut von Fride Sàrl vergeben. Zu den Beratern, mit denen sie zusammenarbeiten, gehört Allegra Tourismus, die treibende Kraft hinter der Entwicklung des Mountainbikesports in Graubünden. Man profitiert also wirklich von den gewonnenen Erfahrungen. Aber die Auswirkungen auf den Tourismus sind anders, ebenso wie das zu erkundbare Gebiet.
Wann werden wir in der Praxis etwas Konkretes sehen?
Die ersten Markierungen werden im nächsten Frühjahr vorgenommen, wobei zwei Strecken als Pilotprojekte dienen, eine in der Broye und eine in den Wäldern von Grossfreiburg. Die Validierung der Routen soll in den nächsten zwei bis drei Jahren erfolgen. Die 450 000 Franken aus dem Konjunkturprogramm werden nicht von Dauer sein. Um unsere Bemühungen fortsetzen zu können, müssen wir eine andere Finanzierungsquelle finden und so unsere Struktur stabilisieren. Die sich bildende Interessengemeinschaft wird einer der Schlüssel dazu sein.
Wenn man die Dinge zu sehr formalisiert, besteht dann nicht die Gefahr, dass der Enthusiasmus der lokalen Akteure nachlässt?
Es wird nicht alles in ein festes Netzwerk eingebunden. Unser Wunsch ist es vielmehr, private Initiativen zu unterstützen und die Bemühungen durch professionalisiertes Know-how zu kanalisieren.
Wie ist der Stand des Projekts ein Jahr nach seinem Start?
Statt in Arbeitsgruppen vorzugehen, haben wir uns entschieden, einen externen Dienstleister zu beauftragen, in diesem Fall die Firma Fride. Gemeinsam mit ihr haben wir das Projekt verfeinert und drei verschiedene Phasen definiert: zunächst die Erfassung aller Mountainbike-Angebote und -Routen im Kanton, dann die Öffnung eines Teils dieser Routen und ihre Aufnahme in unsere Tourismusangebote und schliesslich die Sicherung des Fortbestands des Netzes durch die Gründung einer Interessengemeinschaft.
Heute ist das Inventar abgeschlossen. Es hat uns ermöglicht, mehr als 4000 km Mountainbike-Wege zu identifizieren. Die beiden anderen Phasen schreiten parallel voran. Die erste Markierung von Wegen wird im Frühjahr 2023 erfolgen. In den kommenden zwei bis drei Jahren muss die Mehrheit der Routen des Netzwerks validiert werden. Der Finanzrahmen des Kantons belief sich auf 450 000 Franken. Das Projekt wird sich nicht über einen längeren Zeitraum erstrecken können, ohne dass wir eine andere Möglichkeit finden, die Struktur, die es trägt, zu stabilisieren.
Interviews gesammelt von Sophie Roulin